Anna-Katharina Pilgerweg von Coesfeld nach Dülmen
Der Anna-Katharina-Weg ist ein besonderes Juwel. Dieser Rad- und Wanderweg verbindet die Lebensorte der seligen Anna-Katharina in Coesfeld, Flamschen und Dülmen. Geistliche Impulse, eine herrliche Landschaft und viele Möglichkeiten für eine Rast laden auf eine ganz eigene Weise ein, Anna-Katharina Emmerick nachzugehen oder nachzufahren. Wer sich auf ihre begibt, kann einer besonderen Frau begegnen, die wusste, was sie wollte: Gott und dem Mitmenschen dienen auf ihre ganz eigene Weise.
Ausgangspunkt dieses Weges ist selbstverständlich Coesfeld. „Das Leben der seligen Anna Katharina Emmerick ist gekennzeichnet von einer tiefen Christusverbundenheit," betonte Bischof Reinhard Lettmann. "Sie liebte es, vor dem berühmten Coesfelder Kreuz zu beten. Häufig ging sie den großen Kreuzweg. Sie nahm persönlich so sehr teil am Leiden des Herrn, dass es nicht übertrieben ist zu sagen: Sie lebte, litt und starb mit Christus.“
So beginnt der Pilgerweg unter dem Coesfelder Kreuz unserer St.Lamberti-Kirche. Wallfahrer und Beter sind herzlich willkommen den Altarbereich unserer Kirche zu betreten und sich direkt unter das Kreuz zu begeben, mit dem gekreuzigten Christus sozusagen Blickkontakt aufzunehmen. In der Nähe des Kreuzes liegt ein Buch aus, in dem Bitten und Gebete eingetragen werden können.
Der Pilgerweg führt anschließend über den Marktplatz, an dem Anna-Katharina ein Weile gewohnt hat, zur St. Jakobi-Kirche unserer Gemeinde. Der ursprüngliche Kirchbau stammt aus dem 12 Jh. und ist in den letzten Kriegsjahren vollständig zerstört worden. Unter den Trümmern fand sich jedoch das in viele Einzelsplitter zubombte romanische Portal, einige Figuren und der historische Taufstein, an dem die selige Anna-Katharina 1774 getauft worden ist. Der Taufstein befindet sich rechts hinter dem Altar im Hochchor, Beter und Pilger dürfen diesen Bereich der Kirche gerne betreten und sind eingeladen sich mit dem Taufwasser zu bekreuzigen, um sich an die eigene Taufe zu erinnern.
Der Pilgerweg führt durch die Stadt in die Bauernschaft Flamschen. Leider wird die St. Laurentius-Kirche am Tüskenbach, Pfarrkirche der Anna-Katharina-Gemeinde, nicht in den Weg einbezogen. Hier ist eine Reliquie auf der Mensa des Hauptaltares eingelassen. An der linken Wand neben dem Hauptschiff ist Anna-Katharina in einem Fenster dargestellt.
Außerhalb der Stadt liegt das Geburtshaus der Seligen. Noch heute liegt es eher einsam und bescheiden abseits der Straßen. In diesem Haus ist Anna-Katharina am 8. September 1744 geboren worden. Der Innenraum beeindruckt durch die Kargheit. Das Haus beherbergt eine von Anna-Katharina gefertigte Kirppendarstellung im so genannten Nähzimmer. Nach vorheriger Anmeldung kann das Haus besichtigt werden. Es wird ehrenamtlich von Frau Steens betreut. Die Außenanlagen sind frei zugänglich.
Anna-Katharina-Emmerick-Haus
Luise Steens, Emmerickweg 20, 48653 Coesfeld
Vorherige Anmeldung zur Besichtigung: 02541/4461
„Bemerkenswert finde ich zunächst" so schreibt die Theologin Margret Nemann, "wie Anna Katharina ihren eigenen Weg gesucht und wie hartnäckig sie ihrer ureigenen Berufung gefolgt ist. Als Kind einer abhängigen Köttersfamilie, aufgewachsen unter ärmlichsten Bedingungen, in der nur harte Arbeit die Existenz zu sichern vermochte, konnte sie nur 4 Monate eine Schule besuchen. Dennoch nutzt sie jede freie Minute, d. h. Vor allem abends und nachts und an den Sonn- und Feiertagen, um zu lesen. Wo immer es möglich ist, taucht sie ein in eine geistliche Welt. Und so bildet sie nicht nur ihre religiöse Sensibilität aus. In ihr erwacht auch der Wunsch, Nonne zu werden, ein nach menschlichen Maßstäben unerfüllbarer Wunsch, konnten Kötter damals doch nicht die von den Orden verlangte Mitgift aufbringen. Anna Katharina hält dennoch an ihrem Ziel fest; eigenständig, ja bisweilen eigenwillig bleibt sie am Ball. Sie verzichtet auf eine für sie vorteilhafte Partie, nimmt kaum vorstellbare Belastungen auf sich, trotzt allen Widerständen, kurzum: sie sprengt den Rahmen ihrer engen Lebensbedingungen und so gelingt es ihr, mit 28 Jahren Aufnahme bei den Augustinerinnen in Dülmen zu finden.“
Vom Emmerick Haus führt der Weg an der Flamschener Freilichtbühne vorbei auf eher abgelegenen Feldwegen in die Nähe von Lette. Auf dem Weg gibt zahlreiche reizvolle Punkte, die abseits der großen Verkehrswege zur Rast einladen.
Zwischen Merfeld und Dülmen sind mehrere Findlinge aufgestellt, auf denen Zitate der "Seherin aus dem Münsterland" angebracht wurden.
Abschließend führt der Weg durch den Wildpark in die Dülmener Innenstadt zum Standort des ehemaligen Augustinerinnenkloster Agnetenberg in der Nähe der St. Viktor Kirche. Nach vielen Umwegen hat Anna-Katharina hier 1803 eine klösterliche Heimat gefunden und bis zur Auflösung des Klosters 1812 als Ordensfrau gelebt. Bis zu ihrem Lebensende lebte sie bei einem vertriebenen französischen Priester Abbé Lambert, der sie in seinem Haushalt aufnahm.
Die Heilig-Kreuz-Kirche in Dülmen stellt den Endpunkt des Pilgerweges dar. Dort nämlich befindet sich die Grabstätte der Seligen in der neu gestalteten Krypta, die täglich von Betenden besucht wird. „Wer zu mir kommt, dem sehe ich auf den Grund des Herzens; das hat mir Gott gegeben“, sagte Anna-Katharina von sich selbst. Eine Erfahrung, die heute noch Menschen an ihrem Grab machen.
Das Grab kann täglich in der Zeit von 8.00 bis 18.00 Uhr besucht werden.
„Ich bin aus fremdem Land gekommen
Ein fremder, armer, kranker Mann,
Du hast mich liebevoll aufgenommen,
Wie Jesus es und Jesu Freundin kann.
Was du gehabt, hast du geteilet,
Dein Brot, jed’ Wort aus Gottes Mund,
Du hast geliebet und geheilet,
Und hast geschlossen mir den neuen Bund.
Ich durft’ dir all mein Heimweh klagen,
Und was mich in der Fremde hält,
Du halfst die Last mir hinzutragen
Zum Lamme, das da trägt die Schuld der Welt.“
(Clemens Brentano )
Grabstätte Heilig Kreuz Kirche
An der Kreuzkirche 10, 48249 Dülmen, 02594/2126
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In unmittelbarer Nähe befindet sich die Gedenkstätte, die persönliche Alltagsgegenstände Anna-Katharinas und ihr Zimmer beherbergt. „Man blickt in eine winzige Gasthof-Stube, in der die Augustinerin sieben Jahre gelebt und gelitten hatte; dort starb sie dann auch am 9. Februar 1824. Zu sehen sind das Kreuz, vor dem die Selige gebetet hat, ein Schreibtisch und ein winziges Bett, in dem Emmerick eher gesessen als geschlafen hat. Überdimensional zu sehen ist daneben das bekannte Porträt der Seligen in eben diesem Bett, an dem sie viele Menschen empfing, um deren Leiden auf sich zu nehmen. Beim Hinausgehen erkennen die Pilger, dass Emmericks Person voller Spannung und großer Ausstrahlung war. Gleichzeitig werden die Pilger angerührt durch viele Berührungs-Reliquien, die dort ausgestellt sind und eine Menge unterschiedlicher Gebetsbriefe, die Menschen aus der ganzen Welt an die Selige schickten.“ (kirchensite.de)
Die Gedenkstätte ist immer am Samstag von 15.30 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet.
"Ich habe den Dienst an dem Nächsten immer für die höchste Tugend gehalten. In meiner frühesten Jugend schon habe ich Gott gebeten, dass er mir die Kraft verleihen wolle, meinen Mitmenschen zu dienen und nützlich zu sein. Und ich weiß jetzt, dass er meine Bitte erfüllt hat." Diesen Wunsch hat die selige Anna-Katharina mit Leben gefüllt. Unzählige Menschen haben Anna-Katharina aufgesucht und mit ihr lange Gespräche geführt. Viele haben bei ihr Mut und Hilfe für ihr Leben erfahren.
„Das Evangelium vom Gebot der Gottes- und Nächstenliebe war für Anna-Katharina Emmerick so etwas wie eine Leitlinie für ihr Leben" resümiert Pfarrer Peter Nienhaus. "Sie war jedoch ihrer Zeit weit voraus, wenn sie auch instinktiv spürte, dass dazu eine starke, selbstbewusste Persönlichkeit gehört. Nur wer sich selbst in rechter Weise lieben kann, so sagt uns die Psychologie heute, kann auch andere wirklich lieben. Jesus hat ja im Grunde ein dreifaches Gebot gegeben. Wir sollen Gott lieben und den Nächsten lieben wie uns selbst. Anna-Katharina Emmerick liebte Gott aus ganzem Herzen und war sich seiner Liebe sicher. Weil Gott sie vorbehaltlos liebte, konnte sie sich selbst lieben so wie sie war. Von Gott geliebt, konnte sie sich ganz in den Dienst an andere stellen. Tief in sich fand sie dabei die Antwort auf die Frage nach dem Willen Gottes und damit auf viele Fragen und Probleme ihrer Umgebung. Eine starke, selbstbewusste Frau, stark in und mit Gott.“ Den Spuren dieser Frau nachzugehen, lohnt sich.
Das Anna-Katharina Lied in der Coesfelder Fassung
1.
Mit Anna-Katharina lobt Gott, den Herrn der Welt.
Er hat sie einst berufen, in diese Welt gestellt.
Die Christusliebe sie erfüllt,
sie will sie weitergeben.
dass alle Welt sie spürt.
2.
In Flamschen sie geboren, in einer armen Welt,
ein Mensch aus unsrer Mitte, vertraut, dass Gott uns hält.
Sie hat sich oft an IHN gewandt,
für Menschen, die viel leiden,
legt sie in SEINE Hand.
3.
Schmerz, Krankheit und Entbehrung, sie einst ertragen hat.
Die Male des Herrn JESU, sie noch empfangen hat.
Im Innern hat sie GOTT geschaut,
hat Zweifel ausgehalten
und doch auf IHN vertraut.
4.
Den Menschen gab sie Hoffnung, so manchen Zuversicht,
die Liebe zum Herrn JESU, sie war ihr stetes Licht.
Sie hat erfahren und bezeugt:
"ER trägt uns alle Zeiten"
GOTT VATER, SOHN und GEIST.
Melodie: Wohl denen, die da wandeln
Text: Andreas Hinz
Die Wegbeschreibung und eine Karte des Pilgerweges sind hier zu finden.